Auch die ehemalige Benediktiner Abtei in Seligenstadt am Main widmete sich Jahrhunderte lang der traditionellen Klostermedizin, besonders im 18. Jahrhundert. Auf Abt Peter IV., 1715-1730 amtierend, geht die Gründung einer Klosterapotheke zurück.
Dem jeweiligen angestellten Klosterapotheker oblag es nicht nur für die medizinische Versorgung der Mönche Verantwortung zu tragen, sondern auch für die Einwohner der Stadt Seligenstadt. Die Apotheke verarbeitete auch nach der Auflösung des Klosters 1803 weiterhin als privilegierte Stadt-Apotheke Heilkräuter des Klosters. Die glückliche Fügung ergab, dass der letzte Klosterapotheker, Clemens August Binsack, in den Wirren der Napoleonischen Zeit um 1802 viele Rezepturen und Aufzeichnungen der ehemaligen Klosterapotheke retten konnte und bis heute von den direkten Nachfahren bewahrt werden konnten.
Aus der Zeit der Gründung der Klosterapotheke um 1747 stammt die geheime Rezeptur des Alten Seligenstädter Klosterkräuterlikörs.
16 verschiedene Kräuter, wohl abgewägt, bilden die Grundlage des Seligenstädter Likörs. Seit 1802 bewahrt die Apothekerfamilie Binsack in der 7. Generation in Folge eine alte Traditon der Benediktiner von Seligenstadt.
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Seit Jahrhunderten nutzen Menschen die heilenden und wohltuenden Kräfte der Pflanzen. Seit dem Mittelalter bis ins späte 19. Jahrhundert übernahmen die Klöster die medizinische Versorgung der Menschen in Stadt und Land. Des Schreibens und Lesens kundig, bewahrten die Ordensgemeinschaften das überlieferte Wissen der Heilkunst aus der Antike. Sie verstanden es, alte Rezepte anzuwenden und weiter zu geben.
Sie setzten die medizinische Wirkung von Pflanzen ein, indem sie sie in frischer, getrockneter oder destillierter Form verabreichten. Pillen, Tees, Tinkturen oder Salben wurden hergestellt.
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Die Entdeckung des Alkohols und seiner Verwendung als Heilmittel verlief parallel zu den bereits vorhandenen Kenntnissen. War bereits der Alkohol seit der Antike nicht nur als Genuss-, sondern auch als Heilmittel bekannt, so wurden aber später insbesondere Heilkräuter als eigentlicher Träger der Heilkraft im Laufe der Zeit immer bedeutender.
Gerade die Klöster erwarben sich aufgrund ihres fundierten Fachwissens in der Pharmazie und Kräuterkunde besondere Kenntnisse in der Kunst des Destillierens oder Ansetzen von Kräuterlikören.
Im Mittelpunkt der pharmazeutischen Praxis der Ordensgemeinschaften stand ohne Zweifel auch die Herstellung destillierter Wässer und Spirituosen, die sich in den Jahrhunderten zunehmender Beliebtheit erfreuten. Zahlreiche Handschriften und Rezeptbücher dokumentieren das pharmazeutische wie chemische Wissen.
Hinweise dafür, dass die unterschiedlichen Verfahrenstechniken in der klösterlichen Praxis angewendet wurden, finden sich schon in den Schriften des Naturkundlers und Mönches Albertus Magnus.